Nicola BühlerSaskia BiskupAlina SchickPetra ForsterNadine SpeidelMona GlockChristine HarbigJanina MerkAmelie Vermeer & Julia PiechottaMuhterem ArasSandra Ebert
Projekt-Team „Entrepreneurin“, Universität Hohenheim, im Interview mit der Geschäftsführerin Dr. Nicola Bühler der Dr. R. Heberer Naturheilmittel GmbH, Bad Boll
Die Unternehmensnachfolgerin
Name: Dr. Nicola Bühler (Geschäftsführerin)
Abschluss: Dipl. Ern. Wiss. (2012), MBA (2018), Dr. rer. nat. (2018)
Selbstständig seit: Juli 2015
Persönliches Motto: Mit allen Sinnen – im Sinne der Natur
Das Unternehmen
Firmenname (Standort): Dr. R. Heberer Naturheilmittel GmbH (Bad Boll)
Branche: Naturkosmetik und Medizinprodukte
Homepage: www.dr-heberer.de
Dr. R. Heberer Naturheilmittel GmbH
Reuteweg 6
73087 Bad Boll
Telefon: (071 64) 144 61
Fax: (071 64) 144 60
E-Mail: info@dr-heberer.de
Dr. Nicola Bühler
Mein Onkel brachte mich auf die Idee, in die Selbständigkeit zu wechseln und in seine Fußstapfen zu treten.
Was ist die Besonderheit Ihrer Firma?
Meine Firma ist eine sehr kleine Manufaktur, die sich durch eine große Individualität, aber auch sehr hohe Qualität auszeichnet. Durch unsere „Demeter“-Zertifizierung arbeiten wir nachhaltig und mit sehr hohen Standards. Auch Regionalität ist uns wichtig, soweit umsetzbar.
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Die Firma selbst bestand schon. Mein Onkel brachte mich auf die Idee, in die Selbständigkeit zu wechseln und in seine Fußstapfen zu treten. Er selbst fühlte sich nicht mehr in der Lage, die Geschäfte zu führen.
Was hat Sie motiviert, sich selbstständig zu machen?
Zunächst fand ich die Idee gut, mein eigener Herr zu sein und selber etwas schaffen zu können. Dieser Gedanke hat mich beflügelt und auch erst mal die Sorgen ausgeblendet. Darüber hinaus verfüge ich über ein gutes soziales Netzwerk, das mich sehr unterstützt.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Dieser lässt sich sehr kurz zusammenzufassen: Nach meinem Diplom-Abschluss habe ich drei Jahre an der Uniklinik Tübingen gearbeitet, um meinen naturwissenschaftlichen Doktor zu erlangen. Direkt danach kam der Hilferuf meines Onkels. Ohne weitere Alternativen abzuwägen, habe ich mich ins Ungewisse gestürzt.
Altbekannte Heilmittel den Menschen zur Verfügung zu stellen …und diese Idee in das 21. Jahrhundert zu bringen.
Jedem Erfolg liegt eine Idee zu Grunde. Wie sind Sie auf Ihre gestoßen?
Die Idee bestand im Grunde schon: Altbekannte Heilmittel den Menschen zur Verfügung zu stellen und dabei auf eine hohe Qualität achten. Meine Herausforderung war und ist, diese Idee in das 21. Jahrhundert zu bringen. Denn bis zu meinem Einstieg ins Unternehmen waren Optik und Abläufe in den Neunzigerjahren stecken geblieben.
Befanden Sie sich vor dem Entschluss zur Selbstständigkeit in einem Angestelltenverhältnis?
Ja, ich war drei Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uniklinik Tübingen.
Wie wurden Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt?
Mental vor allem durch meine Familie, die mir immer noch zur Seite steht. Finanziell, indem meine Eltern für meinen Kredit bürgten, damit ich bessere Konditionen erhalten konnte.
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Die Herausforderung entsteht jeden Tag aufs Neue: Selbst entscheiden, was man macht und was nicht, und dann aber auch für diese Entscheidungen geradestehen. Mal meistert man es besser, mal schlechter. Auf jeden Fall musste ich erst lernen, dass keine Entscheidung fällen die schlechteste Alternative ist. Und ich muss jeden Tag aufs Neue lernen, dass es aufwärts und abwärts geht.
Ich würde mir von Anfang mehr professionelle Hilfe holen und nicht versuchen, alles selbst zu lösen.
Wenn Sie heute zurückblicken … Was würden Sie anders machen?
Ich würde mir von Anfang mehr professionelle Hilfe holen und nicht versuchen, alles selbst zu lösen. Für manche Aufgabe sind andere Menschen einfach besser geeignet.
Welchen Rat würden Sie Frauen, die sich selbstständig machen wollen, mit auf den Weg geben?
Es ist sehr wichtig, ein entsprechendes Umfeld zu haben, das einen unterstützt. Ein Partner, der ständig am mosern ist, weil man keinen 9-to-5-Job hat, ist Gift. Auch müssen viele Wochenenden dran glauben – aber selbst dann ist der Erfolg noch nicht vorprogrammiert.
Darüber hinaus empfehle ich, sich realistische(!) Ziele zu setzen und dafür gewisse Zeitspannen festzulegen, in denen diese zu erreichen sind. Ein Unternehmen zu etablieren – das dauert. Daher darf man die Zeit nicht aus den Augen verlieren und muss im Zweifel einen anderen Weg für sich selbst wählen.
Projekt-Team „Entrepreneurin“, Universität Hohenheim, im Interview mit der geschäftsführenden Gesellschafterin Dr. med. Dr. rer. nat. Saskia Biskup der CeGaT GmbH, Tübingen
Die Gründerin
Name: Saskia Biskup (CEO, Vorsitzende der Geschäftsführung)
Abschlüsse: Dr. med. Dr. rer. nat. – Fachärztin für Humangenetik
Selbstständig seit: 2009
Persönliches Motto: Sage nie – das kann ich nicht!
Das Unternehmen
Firmenname: CeGaT GmbH bzw. Praxis für Humangenetik (beide Tübingen)
Branche: Medizin
Mitarbeiter: ca. 150
Homepage: www.cegat.de
CeGaT GmbH
Paul-Ehrlich-Str. 23
72076 Tübingen
Tel: 07071 565 44 55
Fax: 07071 565 44 56
E-Mail: info@cegat.de
Dr. med. Dr. rer. nat. Saskia Biskup
Aus dem Forschungslabor in die eigene Praxis
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Ich wollte Verantwortung übernehmen und etwas gestalten.
Was hat Sie motiviert, sich selbstständig zu machen?
Tatendrang und Neugier waren sicherlich die wesentlichen Impulse.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Zuerst machte ich die Ausbildung zur Ärztin, dann wurde ich Forscherin.
Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?
Aus der Not des Alltags heraus. Ich konnte ein wichtiges, aber sehr teures Gerät für meine Experimente nicht über Drittmittel oder Haushalt finanzieren. Da schlug mein Mann vor, es im Rahmen einer Selbstständigkeit selbst anzuschaffen – was wir dann auch getan haben.
Befanden Sie sich vor der Unternehmensgründung in einem Angestelltenverhältnis?
Ja, unter anderem am Institut für Humangenetik der Technischen Universität München, am Helmholtz-Zentrum in München und am Institut für Humangenetik der Universität Tübingen.
Teamgründung mit dem eigenen Ehemann als wichtiger Schritt in den Erfolg
Wie wurden Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt?
Durch meinen Mann, mit dem ich gemeinsam das Unternehmen gründete.
Hat Ihnen Ihre akademische Ausbildung bei der Unternehmensgründung geholfen?
Ja, auf jeden Fall! Ich habe vor allem gelernt, wie ich Dinge nicht machen möchte.
Hatten Sie den Eindruck bzw. Erfahrungen gemacht, dass der Weg zum eigenen Unternehmen für Frauen schwerer ist als für Männer?
Nein, ganz im Gegenteil. Beide Geschlechter können das – man muss es nur wollen.
Woran könnte es liegen, dass die Gründungsquote bei Frauen so viel geringer ist als bei Männern?
Es ist eine Frage des Willens. Gründen ist nicht immer einfach und erfordert auch Verzicht auf andere Dinge.
Gründen Frauen anders als Männer bzw. gibt es Unterschiede in der Vorgangsweise?
Mich stört das Mann/Frau. Unsere Gesellschaft ist divers. Jeder, der sich einsetzt, sollte eine Chance haben.
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Es gibt nicht „die“ Herausforderung. Jede Zeit ist anders, spannend, herausfordernd. Das hört nie auf. Man muss vor allem daran glauben, dass es funktioniert. Und man muss durchhalten können. Jede Krise birgt tatsächlich auch eine Chance.
Wenn Sie heute zurückblicken … Was würden Sie anders machen?
Ehrlich gesagt – nichts!
Mehr Skills in Personalführung und Management fördern
Welche Tugenden sind für eine Unternehmensgründung maßgebend?
Mut, Neugier, Freude und Wille.
Welchen Rat würden Sie Frauen, die sich selbstständig machen wollen, mit auf den Weg geben?
Ich würde jedem raten, den Mut zur Selbstständigkeit zu haben. Es gibt nichts Schöneres.
Was können/sollten Hochschulen tun, um Gründungen noch mehr zu fördern?
Themen wie Mitarbeiterführung und Management sollten stärker berücksichtigt werden.
Sollte das Thema Unternehmensgründung schon während des Studiums in den Fokus gerückt werden?
Das wäre eine gute Idee. Man könnte schon während des Studiums mehr interdisziplinäre Gründungs- bzw. Vernetzungsplattformen über die Fachgruppen hinweg anbieten.
Projekt-Team „Entrepreneurin“, Universität Hohenheim, im Interview mit der Geschäftsführerin Dr. Alina Schick, Visioverdis GmbH, Stuttgart
Die Gründerin
Name: Alina Schick (Geschäftsführerin)
Abschlüsse: Grad Cert. Marine Science, 2002 University of Queensland Australien,
Dipl. Biol. 2004 Uni Bonn, Dr. sc. agr. 2015 Uni Hohenheim
Selbstständig seit: 2012-2014 und wieder seit 2016
Das Unternehmen
Firmenname: Visioverdis GmbH, Stuttgart
Branche: Green Tech Produkt und Dienstleistung
Mitarbeiter: 4,5 – 3 weiblich und 1,5 männlich, plus zwei assoziierte Ingenieure und viele Kooperationspartner
Homepage: www.visioverdis.com
Visioverdis GmbH
Alte Dorfstraße 57A
72076 Stuttgart
Tel: 01578 0276774
E-Mail: info@visioverdis.de
Dr. sc. agr. Alina Schick
Was passiert, wenn ein Bruder in der Wirtschaftskrise seinen Job verliert und eine Gravitationsbiologin ihre Berufung findet.
Was ist die Besonderheit Ihrer Firma?
Wir kombinieren Botanik und Technik, um neue Produkte und Verfahren für die Stadtbegrünung zu entwickeln. In Kombination mit Beratung und Projektdurchführung können wir so sehr maßgeschneiderte Begrünungskonzepte für Kunden anbieten.
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
In der Wirtschaftskriese 2008/2009 verlor mein Bruder seinen Job. Das hat mich erstmals auf den Gedanken gebracht.
Was hat Sie motiviert, sich selbstständig zu machen?
Ich bin einfach der Typ dafür.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Ich habe Marine Science in Brisbane und anschließend Gravitationsbiologie in Bonn studiert. Nach dem Studium konnte ich bei der OECD als Junior Consultant an Umweltindikatoren mitarbeiten. Im Anschluss ging ich als Volontärin nach Nepal und hatte dort die Idee für die Promotion (Agroforstwirtschaft mit Kleinbauern zur Verbesserung deren Lebenssituation aus ökologischer und sozialökonomischer Sicht). Parallel habe ich mit Freunden in der Freizeit unseren GraviPlant entwickelt und botanische Versuche gemacht. Zurück in Deutschland hatte ich, gemeinsam mit einem Bauingenieur, von 2012 bis 2014 ein Bauberatungsunternehmen. Darunter litt die Fertigstellung der Dissertation, sodass ich das Unternehmen aufgegeben habe. Dann kam der Abschluss der Promotion und im Anschluss das Exist Gründerstipendium an der Uni Hohenheim, gefolgt von den Jungen Innovatoren. Seit diesem Jahr bin ich zudem freiwilliges Mitglied der Ingenieurskammer BW.
Daher haben wir zunächst aus Waschmaschinentrommeln unsere ersten Klinos gebaut.
Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?
Durch das Studium der Gravitationsbiologie bei Prof. Dr. Dieter Volkmann in Bonn habe ich mich mit der Schwerkraftwahrnehmung von Pflanzen beschäftigt und bin mit dem von Julius Sachs erfundenen Klinostaten in Berührung gekommen. Gemeinsam mit einem befreundeten Biologen (Dr. Klaus Busse aus Bonn) überlegte ich, ob und wie auch größere Pflanzen in Klinostaten reagieren. Daher haben wir zunächst aus Waschmaschinentrommeln unsere ersten Klinos gebaut. Das funktionierte überraschend gut und so habe ich über die Jahre den Waschmaschinen-Klino zu unseren GraviPlants weiterentwickelt. Da Raum in Städten Mangelwahre, die Botanik aber für Stadtklimatisierung und Luftreinigung wichtig ist, kam schnell der Gedanke, dass wir mit GraviPlants mehrschichtig begrünen können.
Befanden Sie sich vor der Unternehmensgründung in einem Angestelltenverhältnis ?
Nicht unmittelbar.
Wie wurden Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt?
Wow, da gab es viel Unterstützung: Andrea von Braun Stiftung, Steinbeiss, Exi Gründergutschein, Gründungsreferat der Uni Hohenheim, Exist Stipendium und Junge Innovatoren, Handwerk International und EU Kampagne…
Hat Ihnen Ihre akademische Ausbildung bei der Unternehmensgründung geholfen?
Ja, ich denke schon, denn gerade im internationalen Bereich, aber auch in Deutschland scheint ein Dr. Titel für viele doch wichtig zu sein.
Hatten Sie den Eindruck bzw. Erfahrungen gemacht, dass der Weg zum eigenen Unternehmen für Frauen schwerer ist als für Männer?
Das kann ich nicht so recht beurteilen. Ich habe aber das Gefühl, sehr viel Unterstützung zu bekommen. Vielleicht sogar mehr als die männlichen Kollegen, weil man als Frau mehr auffällt.
Woran könnte es liegen, dass die Gründungsquote bei Frauen so viel geringer ist als bei Männern?
Ich denke viele Frauen glauben, dass Familie und Selbstständigkeit nicht unter einen Hut zu bringen sind.
Gründen Frauen anders als Männer bzw. gibt es Unterschiede in der Vorgangsweise?
Das weiß ich nicht.
Am schwierigsten ist es, erfahrene und motivierte Mitarbeiter zu finden, die verstehen, dass ein Start-up keine Spitzengehälter zahlen kann.
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Ich empfinde die Mitarbeiterführung mit am herausforderndsten. Da fehlt es mir vermutlich an Ausbildung und so gilt learning bei doing. Das geht aber glaube ich vielen so, wie ich in einem Seminar der Impulse Akademie festgestellt habe. Am schwierigsten ist es, erfahrene und motivierte Mitarbeiter zu finden, die verstehen, dass ein Start-up keine Spitzengehälter zahlen kann. Natürlich ist die Kapitaleinwerbung auch eine Hürde die es zu überwinden gilt. Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen sind gefragt.
Wenn Sie heute zurückblicken … Was würden Sie anders machen?
Kann ich nicht sagen. Ich glaube, dass der Weg bisher wichtig war und Erfahrung sowie Erkenntnis gebracht hat.
Welche Tugenden sind für eine Unternehmensgründung maßgebend (nur Stichworte)?
Mut, Durchhaltevermögen, gute Nerven, ein gewisser Grad an Gelassenheit, Tatkräftigkeit, positives Denken, Selbstvertrauen…. etc…..
Welchen Rat würden Sie Frauen, die sich selbstständig machen wollen, mit auf den Weg geben?
Jedes Jahr frage ich mich sehr ehrlich ob das was ich tue, auch das ist was ich tun möchte. Bisher konnte ich das in Bezug auf Visioverdis immer wieder bestätigen. Diese Selbstreflektion ist grundlegend, um die nötige Energie und die Risikobereitschaft aufrecht zu halten. Obwohl ich zwar kein großer Freund von Unternehmensberatern bin, sind aber Kontakte und das Netzwerk sehr, sehr wichtig.
Projekt-Team „Entrepreneurin“, Universität Hohenheim, im Interview mit der Geschäftsführerin Dr. Petra Forster, SPÜR-SINN Prävention & Ernährungstherapie, Stuttgart
Die Gründerin
Name: Dr. Petra Forster
Abschlüsse: Dr. rer. nat.
Selbstständig seit: 1999
Persönliches Motto: Arbeit muss sinnvoll sein, Nutzen spürbar.
Das Unternehmen
Firmenname: SPÜR-SINN Prävention & Ernährungstherapie, Stuttgart
Branche: Dienstleistung Gesundheitswesen
Mitarbeiter: 1 weiblich, 2 freie Mitarbeiterinnen
Homepage: www.spuer-sinn.de
SPÜR-SINN Prävention & Ernährungstherapie
Sophienstraße 24B
70178 Stuttgart
Tel: 0711 6200 525
E-Mail: info@spuer-sinn.de
Sonstiges
2009 bis heute – Gründungsmitglied Qualitätszirkel ESSENZIA Stuttgart
2011 bis heute – Dozentin der Universität Hohenheim (Inst. 140)
08/2011 – GCP-Zertifikat, Zusatztraining MPG-Studien
04/2013 – Qualifikation als Prüferin (AMG/GCP) (CenTrial)
2013 – Dozentin für Ernährungsmedizin, Landesärztekammer Baden-Württemberg
2012-2015 – Leiterin Prüfzentrum 1, Stuttgart AMG-Studie
2014 bis heute – Dozentin am Bildungszentrum Katharinenhospital
11/2016 – Natur-Coaching, zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin BANU/DOSB
02/2016 – Zertifizierte Blended-Learning-Designerin
Ehrenamtliche Tätigkeit:
- Verbraucher Initiative e.V.
- Beirätin ABCERT Ökologische Kontrollstelle
- SolawiS Stuttgart
- Slow food Deutschland
Dr. rer. nat. Petra Forster
Ich wollte Vermittlerin sein, nicht wissenschaftliche Ernährungsspezialistin.
Was ist die Besonderheit Ihrer Firma?
Bei uns werden keine Durchschnittsergebnisse aus Ernährungsstudien vermarktet, sondern der Einzelne wird bei seinen gesundheitlichen, familiären oder beruflichen Anforderungen unterstützt. Langjährige Erfahrung in der praktischen Ernährungstherapie, der lebensnahen Konzeption und Projektbegleitung der Betrieblichen Gesundheitsförderung sowie die Expertise als Fachbeirätin in der Lebensmittelkontrolle lassen stets erkennen, hier geht es um Machbarkeit, Vereinbarkeit und Lebensenergie.
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf konnte ich durch die Selbständigkeit besser verwirklichen. Zudem wollte ich Vermittlerin sein, nicht wissenschaftliche Ernährungsspezialistin.
Was hat Sie motiviert, sich selbstständig zu machen?
Das bestehende Gesundheitssystem weist einige Lücken für zusätzliche Dienstleistungen auf. Prävention war und ist ein innovatives und spannendes Betätigungsfeld. Zum anderen konnte ich auf positive Erfahrungen von Unternehmerinnen in meinem Umfeld zurückgreifen.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Die Branche Gesundheitswesen und wissenschaftliche Dienstleistung war mir aus der Tätigkeit in der klinisch-medizinischen Forschung bekannt (7 Jahre). Nach der Beschäftigung im Forschungsbereich einer italienischen sowie zweier deutscher Kliniken und einem MBA-Stipendium waren gute Voraussetzungen für eine eigene Existenzgründung gelegt.
Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?
Bei meiner Marktstudie im Kontakt mit potentiellen Großkunden war im Jahr 2000 der Begriff „corporate health“ noch weitgehend unbekannt. Die Lücke zwischen individueller medizinischer Therapie und Primär- sowie Sekundärprävention galt es also zu schließen. So war ich mit bei den Ersten, die es wagten, entsprechende Dienstleistung und Präventionsangebote zu machen.
Befanden Sie sich vor der Unternehmensgründung in einem Angestelltenverhältnis?
Ja, im öffentlichen Dienst. Ich hatte sogar eine Planstelle im Forschungsbereich. Dennoch war die Selbständigkeit verlockend genug, was ich bisher nicht bereut habe.
Wie wurden Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt?
Unser Berufsverband VDOE sowie QUETHEB hat rechtliche und fachliche Unterstützung gegeben. Wichtig war jedoch auch der Austausch mit einer Kollegin, die bereits Erfahrung als Selbstständige in diesem Sektor gesammelt hatte.
Die Existenzgründung stand für mich als Studentin fest.
Hat Ihnen Ihre akademische Ausbildung bei der Unternehmensgründung geholfen?
Leider erhielten wir keinerlei Ausbildung für dein Unternehmensgründung an der Universität. Damals wurde uns Studentinnen zudem erklärt, eine ernährungstherapeutische Praxis dürften wir nicht eröffnen, da Therapie ein rein ärztlicher Bereich sei. Doch die Existenzgründung stand für mich als Studentin jedoch fest, daher hatte ich parallel auch Vorlesungen der Wirtschaftswissenschaftler gehört und weitere private Fortbildungen gemacht.
Hatten Sie den Eindruck bzw. Erfahrungen gemacht, dass der Weg zum eigenen Unternehmen für Frauen schwerer ist als für Männer?
Im Jahr 2000 war es schwierig für Frauen Familie und Beruf zu verbinden. Es gab viel zu wenig Kindergartenplätze bzw. Horte; zudem hatten diese für Arbeitnehmer(innen) unfreundliche Öffnungszeiten. Inzwischen ist immerhin die Elternzeit auch für Väter möglich.
Woran könnte es liegen, dass die Gründungsquote bei Frauen so viel geringer ist als bei Männern?
Studienfächer, die überwiegend von männlichen Studenten belegt werden, enthalten oft auch Fächer zur Betriebsführung. Auch die Bundeswehr bietet, zumindest in der Offizierslaufbahn Fortbildungen an, die für Personalführung und Betriebsplanung dienlich sind. Der Erfahrungsaustausch der Männer zu diesen Themen ist damit leichter möglich. Einen Zusammenhang mit dem Bildungssystem der Länder scheint es für mich ebenfalls zu geben. Zumindest ist der Frauenanteil an allen Selbstständigen in Berlin, Sachsen, Bremen, Hamburg höher als in den westlichen und südlichen Bundesländern. Zu beobachten ist jedoch auch, dass ein Gründungs- oder Karrierewille der Frau zumindest noch vor 20 Jahren bedrohlich für die Partnerschaft sein konnte. Derzeit geben immer noch 22 % der Männer (lt. Statista-Umfrage 2017) an, keine Elternzeit nehmen zu wollen, während es bei Frauen nur 3 % sind. Als Beweggrund für diese Entscheidung werden überwiegend finanzielle Gründe genannt. Bei einer Gründung durch Frauen spielen nicht nur die finanzielle Sicherheit, sondern auch Entlastungsmöglichkeiten, zeitliche Flexibilität etc. eine Rolle – daher gründen Frauen anders.
Frauen hinterfragen sich stärker.
Gründen Frauen anders als Männer bzw. gibt es Unterschiede in der Vorgangsweise?
Im Austausch mit anderen Frauen und nach meinem Vorgehen sehe ich, dass Frauen sich stärker hinterfragen. Sie neigen dazu, erst mit „fertiger oder gar perfekter Idee“ den Schritt in die Selbständigkeit wagen zu wollen. Männer stützen sich eher auf ihr Netzwerk und mögliche Bankkredite. Auch spielt für Frauen nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Rolle, sondern sie wollen beides – nicht als 50:50, sondern gleichzeitig. Das wollen inzwischen auch immer mehr junge Männer.
In den letzten fünfzehn Jahren ist der Frauenanteil an allen Gründerpersonen zwar leicht angestiegen, derzeit aber mit 38% eher wieder rückläufig. Die Gründerquote insgesamt hat sich zudem seit 2000 von 2,4% auf 1,08% mehr als halbiert (Statista 2017). Doch politische Verbesserungen schlagen sich nicht sofort positiv in der Statistik nieder, es muss auch was im Wertemuster passieren.
Gründe für Unterschiede zum Gründungsverhalten sehe ich auch durch Wahl der Branche durch Frauen. Insbesondere der medizinische Beratungsbereich ist ein B2C-Geschäft. Hier wandelt sich das Fachwissen schnell, die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind aber unsicher, die „Berechenbarkeit“ bzw. Skalierung der Produktivität begrenzt. Das ist nicht so verlockend und könnte dazu beitragen, dass sich der Frauenanteil bis dato (Stand 2017) trotz verbesserter Rahmenbedingungen nicht verbessert hat.
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Eine Gründungsförderung wurde damals innerhalb einer Ehe nur einmal vergeben – das fand ich sehr ungerecht. Ich erhielt auch kein Übergangsgeld, keinen Kredit. Ich hab die Selbständigkeit trotzdem gewagt und voll auf meine Dienstleistungen vertraut. Das hat sich bewährt und es hat auch andere Frauen motiviert sich in der Ernährungstherapie selbständig zu machen.
Wenn Sie heute zurückblicken … Was würden Sie anders machen?
Ich würde speziell in der Anfangszeit mehr auf Effizient und PR achten, weniger auf Qualität. Denn letzteres kostet viel Energie und Zeit. Bewährt hat sich jedoch, auf Empfehlungsmanagement und vor allem auf IT-Innovationen zu setzen, das spart Kosten und trägt gut.
Welche Tugenden sind für eine Unternehmensgründung maßgebend (nur Stichworte)?
Interesse und Verständnis für rechtliche Rahmenbedingungen
Strukturbildung, Entwicklung von Kennzahlen und technische Arbeitshilfe z.B. IT-Möglichkeiten
Durchhaltevermögen und Stresstoleranz
Kreativität und Flexibilität
Welchen Rat würden Sie Frauen, die sich selbstständig machen wollen, mit auf den Weg geben?
Sich erfahrene Weibchen an die Seite stellen, den Frauen gründen anders und verfolgen andere Lebensziele.
Was können bzw. sollten Hochschulen tun, um Gründungen noch mehr zu fördern?
Von Anfang an betriebswirtschaftliche Fächer mit anbieten sowie weltweite Vergleiche zum Anteil von Frauen an den Gründerpersonen.
Sollte das Thema Unternehmensgründung schon während des Studiums in den Fokus gerückt werden?
Ja, aber Vor- und Nachteile bzw. positive Beispiele darstellen, nicht nur Theorie vermitteln.
Projekt-Team „Entrepreneurin“, Universität Hohenheim, im Interview mit der Gründerin und Geschäftsführerin M. Sc. Nadine Speidel der GlobalFlow GmbH, Korntal-Münchingen
Die Gründerin
Name: Nadine Speidel (Geschäftsführerin)
Abschlüsse: Master of Science für internationales Produktionsmanagement / 2012
Selbstständig seit: 2012
Das Unternehmen
Firmenname: GlobalFlow GmbH, Korntal-Münchingen
Branche: ein auf Abfall-, Entsorgungs- und Wertstoffmanagement ausgerichtetes Beratungsunternehmen mit der Spezialisierung auf integriertes Wertstoffmanagement
Mitarbeiter: < 5 Personen, alle weiblich
Homepage: www.global-flow.de
GlobalFlow GmbH
Markgröninger Str. 49
70825 Korntal-Münchingen
Tel: 07150 9239475
E-Mail: info@global-flow.de
M. Sc. Nadine Speidel
Persönliches Motto: „The bigger the better“ (Freddy Mercury)
Was ist die Besonderheit Ihrer Firma?
Die GlobalFlow GmbH bringt Abfall auf das gleiche Level wie wertvolle Rohstoffe.
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Im Praxissemester des Studiums sah ich wie Produktionsrückstände häufig teuer oder mit beträchtlichem Aufwand entsorgt wurden und nicht selten in der Müllverbrennung landeten. Die Ressourcen der Erde sind endlich, das ist eine Tatsache. Damit sind die Produktionsabfälle von heute wertvolle Sekundärrohstoffe von morgen. Prozessoptimierung und eine hochwertige Rückführung von Reststoffen im Bereich Entsorgung sind in der Folge die beste Ressourcenschonung, die es überhaupt gibt.
Es ist eine Sicht von außen und eine Unabhängigkeit notwendig, um erfolgreich zu sein.
Was hat Sie motiviert, sich selbstständig zu machen?
Für unsere Arbeit, Abfallströme neu zu definieren oder zu optimieren, ist eine Sicht von außen und eine Unabhängigkeit notwendig um erfolgreich zu sein.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Studium Energie- und Ressourcenmanagement, an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen Masterstudium, an der ESB Reutlingen mit dem Abschluss Master of Science für internationales Produktionsmanagement Gründung der GlobalFlow bereits während des Studiums aus einem Forschungsprojekt der HfWU heraus.
Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?
In der Testphase haben wir erkannt, welches ökonomische und ökologische Potenzial im Bereich Entsorgung liegt.
Befanden Sie sich vor der Unternehmensgründung in einem Angestelltenverhältnis?
Nein.
Wie wurden Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt?
ESB Reutlingen, diverse Gründerpreise, Förderung durch die Landesagenturen UT-BW und BioPro, Förderung durch Förderprogramm Junge Innovatoren, Innovationsgutscheine Baden-Württemberg, IHK
Ohne die Vorlesung „Businessplan“ der ESB Reutlingen hätte ich nicht gegründet.
Hat Ihnen Ihre akademische Ausbildung bei der Unternehmensgründung geholfen?
Ja, ohne die Vorlesung „Businessplan“ der ESB Reutlingen hätte ich nicht gegründet.
Hatten Sie den Eindruck bzw. Erfahrungen gemacht, dass der Weg zum eigenen Unternehmen für Frauen schwerer ist als für Männer?
Nein.
Woran könnte es liegen, dass die Gründungsquote bei Frauen so viel geringer ist als bei Männern?
Frauen scheuen das Risiko mehr.
Gründen Frauen anders als Männer bzw. gibt es Unterschiede in der Vorgangsweise?
Dazu müsste ich mich näher über das Thema informieren, nicht, dass ich wüsste.
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Es gibt nicht die eine größte Herausforderung, in Summe geht es um die Gründung mit allen relevanten Komponenten: Entwicklung, Vertrieb, Finanzierung, Team, Wachstum, das alles gleichermaßen im Blick zu behalten und keines zu vergessen ist sehr wichtig.
Wenn Sie heute zurückblicken … Was würden Sie anders machen?
Von Beginn an mehr fokussieren…
Welche Tugenden sind für eine Unternehmensgründung maßgebend ?
Aufstehen, Weiterentwickeln, Kompetenz, Verkaufen, finanzielle Bildung
Welchen Rat würden Sie Frauen, die sich selbstständig machen wollen, mit auf den Weg geben?
Tut es, wenn ihr sicher seid, dass ihr ein Problem löst, für das jemand bereit ist zu zahlen. Behaltet das Ruder über euer Unternehmen in allen Belangen in der Hand.
Projekt-Team „Entrepreneurin“, Universität Hohenheim, im Interview mit Mona Glock, der Inhaberin von MixDeinBrot, Erdmannhausen
Die Gründerin
Name: Mona Glock (Inhaberin)
Abschlüsse: Universität Hohenheim, Bachelor of Science Ernährungswissenschaften sowie Master of Science Lebensmittelwissenschaft und -technologie, 2014
Selbstständig seit: 2015
Das Unternehmen
Firmenname: MixDeinBrot, Erdmannhausen
Branche: Lebensmittel/Ernährung
Mitarbeiter: Einzelunternehmerin
Homepage: www.mixdeinbrot.de
oder Amazon: https://www.amazon.de/mixdeinbrot
MixDeinBrot
Auf der Lache 26
71729 Erdmannhausen
Tel: 07144 8162640
E-Mail: info@mixdeinbrot.de
Mona Glock mit MixDeinBrot im Video „Unternehmerinnen der Zukunft…“
https://www.youtube.com/watch?v=pCWNUZJmFcY
M. Sc. Mona Glock
Was ist die Besonderheit Ihrer Firma?
MixDeinBrot bietet verschiedene Bio-Backmischungen und Bio-Mehle an, die bestimmte Nischen besetzen z.B. Brot mit einem reduzierten Kohlenhydratanteil Paleo Brot, Lupinenmehl mit einem sehr hohen Eiweißgehalt etc. Darüber hinaus gibt es auch Geschenksets wie „Brot und Salz“, die ebenfalls bestimmte Käufer ansprechen.
Inspiriert durch die Geschichte meines Bruders (Neurodermitis) wurde MixDeinBrot ins Leben gerufen.
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Am Ende meines Studiums war schon die Idee da, eine Firma zu gründen. Inspiriert durch die Geschichte meines Bruders (Neurodermitis) wurde MixDeinBrot ins Leben gerufen. Mein Bruder hatte als Kleinkind Zucker und Weizenprodukte weniger gut vertragen. Meine Mama hat dann angefangen Brot, Kuchen etc. selber zu backen, alles auf Dinkelbasis. Dinkel hat meinem Bruder gutgetan. So kam ich schon von klein mit Ernährungs- und Lebensmittelthemen in Berührung. Das Interesse dafür habe ich bis heute 😊.
Was hat Sie motiviert, sich selbstständig zu machen?
Persönliches Wachstum, Freiheit und der Wunsch etwas Positives in der Welt zu bewegen.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Studium Ernährungswissenschaften (Bachelor of Science), Studium Lebensmittelwissenschaften und -technologie (Master of Science), wissenschaftliche Mitarbeiterin, Gründung von MixDeinBrot, Etablierung von Workshops/Trainings/Vorträgen zu Ernährungsthemen und mentaler Gesundheit in Unternehmen.
Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?
Bei MixDeinBrot war es, wie oben erwähnt, die Geschichte meines Bruders. Die Tätigkeit in Unternehmen hat sich eher „zufällig“ entwickelt. Anfangs wurde ich von Bekannten gefragt, ob ich Mitarbeiter für Ernährung in der Firma begeistern könne 😊. Daraus hat sich dann u.a. ein Coachingprogramm entwickelt, wo ich Führungskräften und Unternehmerinnen helfe sowohl mental als auch in ihrer Ernährung neue Stärke zu erreichen.
Befanden Sie sich vor der Unternehmensgründung in einem Angestelltenverhältnis ?
Ein Jahr, hier an der Uni Hohenheim in Teilzeit.
Der Austausch mit anderen Gründern, Firmeninhabern und Experten hilft enorm, um vorwärts zu kommen.
Wie wurden Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt?
Der Austausch mit anderen Gründern, Firmeninhabern und Experten hilft enorm, um vorwärts zu kommen. Auch das Bewerben für bestimmte Awards oder Programme ist immer von Vorteil.
U.a. hat die Teilnahme am Förderprogramm „Unternehmerinnen der Zukunft“ das von Amazon und dem Verband deutscher Unternehmerinnen initiiert wird sehr viele Möglichkeiten eröffnet. Hier wurde ich über sechs Monate von zwei Coaches begleitet.
Daneben gibt es tolle Menschen im Netzwerk und der Familie, die durch ihre Fähigkeiten in verschiedenen Themenfeldern weitergeholfen haben.
Hat Ihnen Ihre akademische Ausbildung bei der Unternehmensgründung geholfen?
Bei der Unternehmensgründung selbst nicht. Allerdings konnte ich auf Studieninhalte z.B. bei lebensmittelrechtlichen Themen zurückgreifen, was gerade beim Inverkehrbringen von Produkten Gold wert war. Ja, und bei den Workshops ist es sinnvoll, diese umfangreiche Ausbildung im Rücken zu haben 😊.
Hatten Sie den Eindruck bzw. Erfahrungen gemacht, dass der Weg zum eigenen Unternehmen für Frauen schwerer ist als für Männer?
Ich glaube nicht, dass es für Frauen schwerer zu gründen ist als für Männer. Es ist jedoch tatsächlich so, dass es mir immer noch so vorkommt, dass Frauen weniger häufig allein eine Firma ins Leben rufen.
Woran könnte es liegen, dass die Gründungsquote bei Frauen so viel geringer ist als bei Männern?
Dies könnten vielleicht Punkte sein wie Perfektionismus, zu große Zweifel verbunden mit wenig Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Angst vor einem möglichen Scheitern.
Gründen Frauen anders als Männer bzw. gibt es Unterschiede in der Vorgangsweise?
Das kann ich so nicht beantworten. Vielleicht machen Männer „einfach mal“ und warten nicht auf den perfekten Moment, den es nie geben wird.
Mein Motto im Hinblick auf die Gründung: „Was der Verstand eines Menschen begreifen und glauben kann, kann er erreichen (Napoleon Hill).“
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
- Auslagerung der Produktion an eine Behindertenwerkstätte
- Internationalisierung bestimmter Produkte
- Sehr gute Kenntnisse im Online Marketing / Amazonmarketing / Ecommerce lernen und umsetzen
- Kundenakquise
Dabei haben mir Menschen aus meinem Netzwerk geholfen sowie das Förderprogramm „Unternehmerinnen der Zukunft“ (siehe oben).
Wenn Sie heute zurückblicken … Was würden Sie anders machen?
- Schon im Studium beginnen, sich mit Gründerthemen und persönlicher Weiterentwicklung beschäftigen
- Früher anfangen ein gezieltes Netzwerk aufzubauen
Welche Tugenden sind für eine Unternehmensgründung maßgebend (nur Stichworte)?
- Mut, Fleiß, Geduld, Wohlwollen
Welchen Rat würden Sie Frauen, die sich selbstständig machen wollen, mit auf den Weg geben?
- Proof of concept. Vor dem Start prüfen ob das Produkt oder die Dienstleistung vom Markt gebraucht wird. Es bringt nichts, wenn ich das „beste Produkt der Welt“ entwickelt habe und der Markt es nicht annimmt.
- Persönliche Weiterentwicklung, sich früh mit Themen rund um persönliche Weiterentwicklung beschäftigen, Mindset-Arbeit (Was denkst du über dich, dein Produkt etc.?)
Was können/sollten Hochschulen tun, um Gründungen noch mehr zu fördern?
Schon von Beginn des Studiums an Studierende durch Austausch, entsprechende Module mit dem Thema in Kontakt bringen. Gründungsideen in einem „geschützten“ Rahmen umsetzen und testen. In Hohenheim wird diesbezüglich mittlerweile auch viel getan 😊.
Sollte das Thema Unternehmensgründung schon während des Studiums in den Fokus gerückt werden?
Ja, definitiv.
Projekt-Team „Entrepreneurin“, Universität Hohenheim, im Interview mit Christine Harbig, Einzelunternehmerin Wyld Motion, Stuttgart
Die Gründerin
Name: Christine Harbig, Filmproduzentin & Storytellerin
Abschlüsse: Diplom-Journalistin, 2005
Selbstständig seit: 2018
Das Unternehmen
Firmenname: Wyld Motion, Stuttgart
Branche: Filmproduktion & Storytelling
Mitarbeiter: Einzelunternehmerin
Homepage: www.christineharbig.de
Persönliches Motto
„Menschen, die verrückt genug sind zu denken, sie könnten die Welt verändern, sind diejenigen, die es auch tun!“ von Steve Jobs
Dipl. Journ. & Dipl. Biol.
Christine Harbig
Ich wollte eine sinnerfüllende Arbeit und Kunden, hinter denen ich zu 100 Prozent stehen kann.
Was ist die Besonderheit Ihrer Firma?
Ich verbinde die Themen Storytelling und Film und nutze meine journalistischen Kenntnisse, um tiefgründige Interviews zu führen, in denen ich das Herz und die Seele von Unternehmer*innen ergründe und in Texten oder Videos sichtbar mache.
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Nach vielen Jahren in einer PR-Agentur brach unser Team auseinander und das war für mich der Auslöser, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Was hat Sie motiviert, sich selbstständig zu machen?
Ich wollte eine sinnerfüllende Arbeit und Kunden, hinter denen ich zu 100 Prozent stehen kann. Vor allem aber eine Kommunikation auf Augenhöhe, denn Ehrlichkeit und Vertrauen sind für mich die Grundvoraussetzungen im Umgang miteinander.
Zunächst habe ich Biologie auf Diplom an der Uni Konstanz und Würzburg studiert und anschließend an der Uni Hohenheim das Journalistik Aufbaustudium absolviert.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Zunächst habe ich Biologie auf Diplom an der Uni Konstanz und Würzburg studiert und anschließend an der Uni Hohenheim das Journalistik Aufbaustudium absolviert. Ursprünglich wollte ich Wissenschaftsjournalistin werden. Nach ein paar Jahren als freiberufliche Videojournalistin und Praktika bei verschiedenen Filmproduktionen bin ich in einer PR-Agentur gelandet. Dort habe ich Unternehmensfilme produziert und den deutschen Mittelstand kennengelernt. Tatsächlich hat mir mein naturwissenschaftlicher Hintergrund bei vielen technischen Kunden geholfen. Ich habe auch viel über professionelle Unternehmenskommunikation gelernt und kann dieses Wissen nun an meine Kunden weitergeben.
Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?
Im Grunde genommen mache ich fast dasselbe wie vorher im Angestelltenverhältnis, nur mit anderer Ausrichtung. Als Selbstständige setzt man sich intensiver mit den eigenen Werten, Stärken und Schwächen auseinander und legt eigene Schwerpunkte. Für mich war vor allem die Frage, für welche Kunden ich nun arbeiten möchte. Und als ehemalige Biologin spielte das Thema Nachhaltigkeit für mich schon immer eine große Rolle. Deshalb suche ich mir nun Kunden aus, die ähnliche Werte vertreten wie ich.
Befanden Sie sich vor der Unternehmensgründung in einem Angestelltenverhältnis?
Ja, ich war in einer Stuttgarter PR-Agentur angestellt und leitete dort zuletzt die Filmabteilung.
Wie wurden Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt?
Ich habe eine Gründungberatung in Anspruch genommen und einige Online-Kurse absolviert. Am meisten geholfen hat mir aber der Austausch mit anderen Selbstständigen, der zum Glück dank der modernen Technik viel einfacher geworden ist. Ich kann Online-Netzwerke nur sehr empfehlen, in denen man auf Gleichgesinnte trifft und all die Fragen stellen kann, die einen am Anfang bewegen.
Denn ohne Disziplin und viel Eigeninitiative ist man als Selbstständige nicht erfolgreich.
Hat Ihnen Ihre akademische Ausbildung bei der Unternehmensgründung geholfen?
Die Themen, mit denen ich mich bei der Gründung beschäftigen musste, waren nicht wirklich Teil meines Studiums. Was mir aber geholfen hat war, dass ich gelernt habe, wie ich mir selbst Wissen aneigne und selbst Verantwortung übernehme. Denn ohne Disziplin und viel Eigeninitiative ist man als Selbstständige nicht erfolgreich.
Hatten Sie den Eindruck bzw. Erfahrungen gemacht, dass der Weg zum eigenen Unternehmen für Frauen schwerer ist als für Männer?
Nein, diese Erfahrung habe ich nicht gemacht. Ich denke aber, dass Männer oft weniger Selbstzweifel haben und etwas risikobereiter sind als Frauen und eher Kredite in Anspruch nehmen. Die Frauen, die ich kennengelernt habe, bauen ihr Unternehmen oft im Nebenerwerb auf und nehmen kein Fremdkapital in Anspruch. Deshalb dauert die Gründung oft länger, aber zielgerichteter und durchdachter. Generell habe ich auf meinem Weg viele Frauen kennengelernt, die mit der Doppelrolle als Berufstätige und Mutter zurechtkommen müssen und sich selbstständig machen, um Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bringen. Und genauso ist es auch bei mir. Deshalb denke ich, dass Gründungen für viele Mütter mehr Zeit in Anspruch nehmen, weil sie eben keinen vollen Arbeitstag zur Verfügung haben, um alles auf die Beine zu stellen.
Woran könnte es liegen, dass die Gründungsquote bei Frauen so viel geringer ist als bei Männern?
Viele Männer sind selbstbewusster und risikobereiter, während Frauen sich eine Gründung oft nicht zutrauen und oft weniger Zeit für sich selbst zur Verfügung haben. Sie legen mehr Wert auf Sicherheit, also auch auf ein gesichertes Einkommen. Viele haben auch Respekt davor, sich zu zeigen und sichtbar zu werden oder im Mittelpunkt zu stehen. Doch mit der richtigen Unterstützung, zum Beispiel Frauennetzwerken, kann man sich ausprobieren und gemeinsam wachsen.
Gründen Frauen anders als Männer bzw. gibt es Unterschiede in der Vorgangsweise?
Das kann ich so nicht sagen. Mein Eindruck ist, dass Männer etwas lockerer mit dem Thema Geld umgehen, mehr fordern und ihre Interessen nach außen oft besser vertreten können und so auch Investoren leichter überzeugen, um Startkapital an Land zu ziehen. Und dass Frauen eher nachhaltige und soziale Startups gründen, die nicht in erster Linie Gewinne abwerfen sollen. Das kann aber auch ein subjektiver Eindruck sein, denn Zahlen habe ich dazu nicht gesehen. Vielleicht ändert sich das auch gerade.
Die größte Herausforderung war es anfangs natürlich, genügend Kunden zu finden.
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Die größte Herausforderung war es anfangs natürlich, genügend Kunden zu finden. Und diese Aufgabe habe auch noch nicht abgeschlossen. Auf diesem Weg haben mir zum einen meine Kontakte geholfen, Freunde und Bekannte sowie ehemalige Kolleg*innen. Und zum anderen der Austausch mit anderen Selbstständigen und Coaches, an sich selbst arbeiten und raus gehen. Es ist immer noch ein Ausprobieren, Anpassen und Nachjustieren. Wichtig ist es aber, überhaupt etwas zu machen und dann anzupassen als ewig nur in der Planung stecken zu bleiben. Und sich eben von Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen.
Wenn Sie heute zurückblicken … Was würden Sie anders machen?
Ich würde mir etwas früher professionelle Unterstützung holen, zum Beispiel was meine Homepage angeht. Meine erste habe ich selbst gebaut und das hat sehr viel Zeit gekostet, weil ich es nie zuvor gemacht hatte. Diese Zeit hätte ich natürlich auch in die Akquise stecken können oder in andere Themen rund ums Business. Aber meist möchte man anfangs sparen, dabei lohnt es sich, möglichst früh Experten mit an Bord zu holen. Weil man dann einfach schneller vorankommt. Denn oft fehlt einem einfach der professionelle Blick oder das Fachwissen. Aber der gesamte Auftritt muss eben professionell sein, um überhaupt gefunden und wahrgenommen zu werden.
Welche Tugenden sind für eine Unternehmensgründung maßgebend
Auf jeden Fall Durchhaltevermögen, Disziplin, eine Portion Mut und die Bereitschaft, immer wieder an sich selbst zu arbeiten. Ich habe mich noch nie so verändert und so viel gelernt, wie in meiner Selbstständigkeit. Als Angestellte war das einfach nicht nötig.
Welchen Rat würden Sie Frauen, die sich selbstständig machen wollen, mit auf den Weg geben?
Sucht euch Netzwerke und tauscht euch mit anderen Selbstständigen aus, denn vieles von dem, was ihr brauchen werdet, lernt ihr nicht im Studium. Es gibt viele Online-Gruppen, hilfreiche Tools und Tipps, die einem das Leben leichter machen. Man muss sie nur kennen. Deshalb ist die Vernetzung so wichtig. Versucht nicht, zu perfektionistisch zu sein, sondern probiert lieber viel aus und holt euch Feedback von außen. Das ist es, was euch weiterbringt.
Was können/sollten Hochschulen tun, um Gründungen noch mehr zu fördern?
Ich fände eine Wissensplattform rund ums Thema Gründung wichtig, genauso wie Kontakte in die Gründungsszene hinein, weil der Austausch so wichtig ist. Oder ein Netzwerk von Alumni-Gründerinnen oder Mentoren, die Gründerinnen mit ihrem Wissen zur Seite stehen. Deshalb fände ich regelmäßige Veranstaltungen hilfreich, in der Gründungsinteressierte auf Menschen treffen, die auf ihrem Weg schon weiter sind. Und Ansprechpartner, an die sie sich mit ihren Fragen wenden können.
Sollte das Thema Unternehmensgründung schon während des Studiums in den Fokus gerückt werden?
Auf jeden Fall als eine Option! Ich selbst hatte es nach dem Studium eigentlich nicht auf dem Schirm und bin in die Selbstständigkeit eher reingerutscht. Aber ich habe viele Fehler gemacht, vor allem bei der Preisgestaltung und beim Marketing. Hier wären Infos auf jeden Fall sinnvoll. Oder eine Veranstaltungsreihe, in der Alumni aus ihrem Unternehmensalltag berichten, oder die Möglichkeit, Praktika zu absolvieren.
Projekt-Team „Entrepreneurin“, Universität Hohenheim, im Interview mit Dr. Janina Merk, Inhaberin und Geschäftsführerin Merk Management, Ludwigsburg
Die Gründerin
Name: Dr. Janina Merk
Abschlüsse: Diplom-Ökonomie (2009), Promotion Dr. oec. an der Universität Hohenheim (2016)
Selbstständig seit: 2014
Das Unternehmen
Firmenname: Merk Management, Ludwigsburg
Branche: Bildung & Beratung
Mitarbeiter: keine Angestellten, bei Bedarf projektbezogene Zusammenarbeit mit weiteren, externen Trainern
Homepage: www.merk-management.de
Dr. oec. Janina Merk
Was ist die Besonderheit Ihrer Firma?
Unser Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Begleitung und Entwicklung von Fachkräften, Führungskräften und Organisationen in sich verändernden Arbeitswelten. Wir setzen kreative Impulse, analysieren Strukturen und konzentrieren uns auf Ressourcen und Potenziale, um Arbeitsprozesse zu verändern und aktiv mitzugestalten. Arbeit soll Spaß machen, deshalb liegt uns viel an der Entwicklung authentischer Lösungen.
Ermutigt haben mich das Feedback und die positiven Rückmeldungen bisheriger Geschäftskontakte hinsichtlich meiner Stärken und meiner Arbeitsweise.
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Ermutigt haben mich das Feedback und die positiven Rückmeldungen bisheriger Geschäftskontakte hinsichtlich meiner Stärken und meiner Arbeitsweise. Da wollte ich es einfach ausprobieren. Schließlich bereut man Dinge, die man nicht getan hat, oft im Nachhinein.
Was hat Sie motiviert, sich selbstständig zu machen?
Meine eigenen Ideen einbringen zu können, Vorbilder, Möglichkeiten der selbstverantwortlichen Arbeitseinteilung, Selbstverwirklichung
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Nach dem Abitur habe ich in Nürnberg begonnen BWL zu studieren. Nach dem Vordiplom habe ich aufgrund der für mich passenderen Vertiefungsfächer an die Universität Hohenheim gewechselt und dort mit Diplom abgeschlossen. Im Anschluss war ich am Lehrstuhl für Unternehmensführung beschäftigt und habe dort auch promoviert. Während des Studiums und der Promotionszeit habe ich über Praktika, Nebentätigkeiten und Projekte ein Netzwerk zu Unternehmen und Organisationen aufgebaut. In dieser Zeit festigte sich auch der Gedanke selbstständig zu arbeiten, was ich 2014 umgesetzt habe.
…ich freue mich, meine Klienten auf ihrem Weg zu begleiten und sie mit jeder Herausforderung, die sie meistern, wachsen zu sehen. Das treibt mich an.
Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?
Ich habe mich schon immer für Coaching und Persönlichkeitsentwicklung interessiert. Gespräche mit Vorbildern und wichtigen Impulsgebern haben mich dann darin bestätigt, meine eigenen Ideen umzusetzen. Die Arbeit als Business Coach macht mir großen Spaß und ich freue mich, meine Klienten auf ihrem Weg zu begleiten und sie mit jeder Herausforderung, die sie meistern, wachsen zu sehen. Das treibt mich an.
Befanden Sie sich vor der Unternehmensgründung in einem Angestelltenverhältnis?
Ja, ich war zuvor an der Universität Hohenheim beschäftigt. Nebenher habe ich schon länger auf freiberuflicher Basis als Dozentin gearbeitet.
Wie wurden Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt?
Zunächst denke ich, dass der Weg in die Selbstständigkeit von innen heraus kommen sollte. Unterstützung habe ich aber in jedem Fall aus meinem Netzwerk und von meiner Familie erfahren.
Hat Ihnen Ihre akademische Ausbildung bei der Unternehmensgründung geholfen?
Auf jeden Fall. Vielleicht nicht direkt bei der Gründung an sich, aber als Ökonomin verfüge ich über das nötige Wissen über betriebswirtschaftliche Prozesse und bin es gewohnt unternehmerisch zu denken. Das ist viel Wert.
Hatten Sie den Eindruck bzw. Erfahrungen gemacht, dass der Weg zum eigenen Unternehmen für Frauen schwerer ist als für Männer?
Den Eindruck hatte ich persönlich nicht. Ich denke, das ist eher Typsache.
…Frauen machen sich durchaus sehr viele und gut ausgereifte Gedanken, zögern dann aber am Ende doch, den entscheidenden Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Woran könnte es liegen, dass die Gründungsquote bei Frauen so viel geringer ist als bei Männern?
Ich würde vermuten, Frauen machen sich durchaus sehr viele und gut ausgereifte Gedanken, zögern dann aber am Ende doch, den entscheidenden Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Auch fehlt es mit Sicherheit an ermutigenden und inspirierenden weiblichen Vorbildern. Ich könnte mir zudem vorstellen, dass Frauen risikoaverser handeln als Männer. Insbesondere in Familienzeiten ist z.B. die soziale Absicherung in einem Angestelltenverhältnis attraktiver als bei Selbstständigen.
Gründen Frauen anders als Männer bzw. gibt es Unterschiede in der Vorgangsweise?
Gut möglich, das kann ich persönlich jedoch nicht beurteilen.
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen ist auch heutzutage nach wie vor leider noch eine große Herausforderung für viele. Das war auch für mich nicht immer einfach und ich gebe offen zu, dass es Zeiten gab, in denen ich wieder mit einem Angestelltenverhältnis geliebäugelt habe. Insbesondere die Zeit, in der meine Kinder noch zu klein für eine geregelte Betreuung waren, ich mich aber dennoch um die Abwicklung von Projekten zu kümmern hatte, war herausfordernd und erforderte ein noch höheres Maß an Organisation und Disziplin.
Wenn Sie heute zurückblicken … Was würden Sie anders machen?
Ich würde vermutlich aktiver auf Unterstützungsangebote zurückgreifen, anstatt zu denken, alles alleine schaffen zu müssen. Es gibt vielseitige Beratungs- und Förderprogramme, die Gründungsinteressierte auf jeden Fall nutzen sollten.
Welche Tugenden sind für eine Unternehmensgründung maßgebend
Mut, Disziplin, Fleiß, Zielstrebigkeit, Kreativität, Hartnäckigkeit
Welchen Rat würden Sie Frauen, die sich selbstständig machen wollen, mit auf den Weg geben?
Wenn man selbst überzeugt ist, dass die Idee Potenzial aufweist: dranbleiben. Alles aufschreiben. Kritisch hinterfragen, ob es das ist, was man möchte. Informationen sammeln, was man für die Umsetzung benötigt. Aber auch überlegen, wer einen weiterbringt. Und dann gezielt in den Aufbau eines Netzwerks investieren.
Persönliches Motto
Wenn ein Plan nicht funktioniert, ändere den Plan, aber niemals das Ziel.
„Spoontainable“ als nachhaltigstes Startup Deutschlands von der Fachjury beim WIWIN AWARD in Berlin im Oktober 2019 gekürt.
Projekt-Team „Entrepreneurin“, Universität Hohenheim, im Interview mit Amelie Vermeer (rechts) und Julia Piechotta (links), Geschäftsführerinnen von „Spoontainable“.
Die Gründerinnen
Name: Amelie Vermeer und Julia Piechotta
Abschlüsse:
Amelie Vermeer, Bachelor in Wirtschaftspsychologie und Masterstudentin in Management an der Uni Hohenheim, Master of Science (02/2020)
Julia Piechotta, Bachelor in Wirtschaftswissenschaften und Masterstudentin in Management an der Uni Hohenheim, Master of Science (02/2020)
Selbstständig seit: Juli 2018
Das Unternehmen
Firmenname: Spoontainable, Stuttgart
Branche: Food
Mitarbeiter: 2 weibliche Gründerinnen, 1 männlicher Praktikant
Homepage: www.spoontainable.com
Persönliches Motto
Don’t Waste It – Taste It!
Amelie Vermeer & Julia Piechotta
Masterstudentinnen der Universität Hohenheim
Unser erstes Produkt ist der essbare Eislöffel.
Was ist die Besonderheit eurer Firma?
Wir sind ein Startup aus Stuttgart und stellen aus Reststoffen der Lebensmittelindustrie, wie zum Beispiel Fasern der Kakaoschale oder der Haferschale, Plastikalternativen her. Unser erstes Produkt ist der essbare Eislöffel, welcher seit April 2019 am Markt ist.
Was war für euch der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Während eines Uniprojekts haben wir uns mit der Plastikproblematik beschäftigt und festgestellt, dass wir aktiv zu einer Verbesserung beitragen können und wollen. Mit Spoontainable können wir der Gastronomie eine nachhaltige Alternative für Plastikbesteck bieten.
Was hat euch motiviert, sich selbstständig zu machen?
Das freie Arbeiten und die selbstständige Gestaltung unserer Firma. Unsere Aufgaben sind jeden Tag verschieden, spannend und herausfordernd. Mit viel Kreativität und Leidenschaft können wir Spoontainable nach unseren Werten aufbauen und dabei unsere Vision verfolgen.
Wie ist euer beruflicher Werdegang?
Amelie Vermeer hat ihren Bachelor in Wirtschaftspsychologie abgeschlossen und Julia Piechotta im Fach Wirtschaftswissenschaften. Nach dem Bachelorstudium haben wir beide Erfahrungen im Bereich Sales, Marketing und interkulturelles Management gesammelt und uns dann während des Masterstudiums Management in Hohenheim kennengelernt. Das Studium schließen wir voraussichtlich im Februar 2020 ab und starten dann in Vollzeit unser Startup.
Während der Teilnahme an einer Studierendenorganisation haben wir uns mit Plastikalternativen beschäftigt und uns dabei auf das Plastikgeschirr fokussiert.
Wie seit ihr auf eure Geschäftsidee gestoßen?
Während der Teilnahme an einer Studierendenorganisation haben wir uns mit Plastikalternativen beschäftigt und uns dabei auf das Plastikgeschirr fokussiert. Beim Eisessen ist uns aufgefallen, dass man auch den Löffel essen könnte, wenn dieser essbar wäre. In der WG Küche haben wir dann die ersten Backversuche gestartet und unsere Prototypen immer weiterentwickelt, bis wir dann auf die Fasern gestoßen sind, die für die nötige Stabilität und Konsistenz sorgen und das Produkt noch nachhaltiger gestalten.
Wart ihr vor der Unternehmensgründung in einem Angestelltenverhältnis?
Nein wir studieren aktuell und schließen demnächst unser Masterstudium ab.
Wie wurdet ihr auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt?
Durch Mentoren, Business Angels und verschiedene Gründerveranstaltungen. Wir haben uns viel Wissen eigenständig angeeignet, an Wettbewerben teilgenommen und die Hilfe gesucht, die wir gebraucht haben.
Das Gründen selbst und die vielen Herausforderungen, die ein Startup mit sich bringt, kann man nicht erlernen. Man muss sich selbst informieren, ins kalte Wasser springen oder nach Unterstützung suchen.
Hat euch eure akademische Ausbildung bei der Unternehmensgründung geholfen?
Die BWL Grundlagen helfen uns besonders bei finanziellen Themen, wie dem Pricing, der Finanzplanung und Buchhaltung weiter. Das Gründen selbst und die vielen Herausforderungen, die ein Startup mit sich bringt, kann man nicht erlernen. Man muss sich selbst informieren, ins kalte Wasser springen oder nach Unterstützung suchen.
Hattet ihr den Eindruck bzw. Erfahrungen gemacht, dass der Weg zum eigenen Unternehmen für Frauen schwerer ist als für Männer?
Der Weg des Gründens ist für Frauen nicht schwerer als für Männer. Ganz im Gegenteil. Grundsätzlich steht beiden Geschlechtern die Möglichkeit des Gründens und der Selbstständigkeit offen. Es ist eine Frage des Geschäftsmodells und der Selbstvermarktung. Der Business Plan sollte sinnvoll sein, das Produkt oder die Dienstleistung ein Problem lösen. Selbstverständlich werden einige Branchen von einem Geschlecht dominiert oder von Stereotypen geprägt. Doch ein gutes Geschäftsmodell ist geschlechterunabhängig. Mit einem extrovertierten Charakter und einem ausgeprägten Selbstbewusstsein kann man sich überall durchschlagen. Es ist eher eine Frage des Timings, der Motivation und des Durchhaltevermögens.
Woran könnte es liegen, dass die Gründungsquote bei Frauen so viel geringer ist als bei Männern?
Das wissen wir nicht genau. Vielleicht fehlt vielen Frauen der Wille zum Gründen. Statistisch betrachtet sind Frauen risikoaverser als Männer. Gründen wiederum ist mit Risiko und Unsicherheit behaftet. Wir können uns vorstellen, dass Frauen sich diesem Risiko nicht gerne aussetzen möchten. Es ist aber keine Frage der Kompetenz oder Fähigkeit. Frauen wären statistisch betrachtet sogar die besseren Gründerinnen, da sich die Risikoaversion besonders in der langfristigen Finanzplanung auszahlt.
Gründen Frauen anders als Männer bzw. gibt es Unterschiede in der Vorgangsweise?
Wir glauben, dass Frauen im Vorfeld verschiedene (auch negative) Szenarien durchspielen und versuchen, sich hierfür zu wappnen. Dadurch wird die fehlende Risikoneigung einerseits kompensiert, andererseits wird dadurch nicht alles auf eine Karte gesetzt. Die Vorgehensweise lässt sich aber keinesfalls pauschalisieren. Es gibt bestimmt auch Männer die risikoavers sind, gleichzeitig Frauen, die jedes Risiko eingehen.
Unser Privatleben musste viel einstecken, wir hatten viele schlaflose Nächte und schwierige Entscheidungen zu treffen.
Was war eure größte Herausforderung und wie habt ihr diese gemeistert?
Für uns war das Zeitmanagement während des Studiums und Gründung einer der größten Herausforderung. Unser Privatleben musste viel einstecken, wir hatten viele schlaflose Nächte und schwierige Entscheidungen zu treffen. Besonders die erste Finanzierung, die wir durch unsere Crowdfunding Kampagne erhalten haben, war ein tägliches Auf- und Ab. Jetzt befinden wir uns in Investorenverhandlungen, um potentielle Geldgeber, von unserem Business zu überzeugen. Auch das erfordert viel Vorbereitung und intensive Gespräche.
Wenn ihr heute zurückblickt … Was würdet ihr anders machen?
Bisher läuft alles nach Plan. Wir würden unsere Entscheidung genauso nochmal treffen.
Welche Tugenden sind für eine Unternehmensgründung maßgebend?
Mut, Motivation, Durchhaltevermögen, Kreativität und Spaß.
Welchen Rat würdet ihr Frauen, die sich selbstständig machen wollen, mit auf den Weg geben?
Den gleichen, den wir auch Männern geben würden. Nehmen Sie an so vielen Gründungsveranstaltungen teil, wie es möglich ist. Pitchen Sie ihre Idee, holen Sie sich Kritik und Meinungen ein. Suchen Sie sich ein starkes und heterogenes Gründungsteam mit verschiedenen Kompetenzen und Mentoren. Suchen Sie sich außerdem einen guten Steuerberater und einen guten Anwalt.
Was können/sollten Hochschulen tun, um Gründungen noch mehr zu fördern?
Das Fach Entrepreneurship fördern, Planspiele oder Workshops anbieten und Gründungsbeauftragte mit einem guten Netzwerk einstellen.
Sollte das Thema Unternehmensgründung schon während des Studiums in den Fokus gerückt werden?
Auf jeden Fall. Zumindest die Wahlmöglichkeit und das Angebot sollte für Gründungsinteressierte bestehen.
Alumna der Universität Hohenheim und aktuelle Landtagspräsidentin
Muhterem Aras leitet nicht nur ihr eigenes Steuerbüro, sondern ist obendrein finanzpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion GRÜNE und seit dem 11. Mai 2016 Landtagspräsidentin von Baden-Württemberg.
Projekt-Team „Entrepreneurin“, Universität Hohenheim, im Interview mit Muhterem Aras, Gründerin und Inhaberin eines Steuerbüros.
Die Gründerin
Name: Muhterem Aras
Abschlüsse:
Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim, Diplom (1994)
Selbstständig seit: 2000
Das Unternehmen
Firmenname: Steuerbüro Aras
Branche: Finanzwesen
Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter: 12
Homepage: www.stb-aras.de
Steuerbüro Aras
Tübingerstr. 1
70178 Stuttgart
Tel: 07112599186
E-Mail: steuerberaterbuero.aras@t-online.de
Muhterem Aras
Gründerin und Inhaberin einer Steuerberatungskanzlei in Stuttgart
Werdet selbst Vorbilder und inspiriert andere Frauen! Ich war damals die erste türkisch sprechende Steuerberaterin in Stuttgart.
Was ist die Besonderheit Ihrer Unternehmens?
Ich bin Gründerin und Inhaberin eines Steuerbüros in Stuttgart. Mein Team und ich beraten unsere Klienten in ihren steuerlichen und wirtschaftlichen Anliegen. Auch Existenzgründungsberatung gehört zu meinen Schwerpunkten. Besonders ist, dass ich damals die erste türkisch sprechende Steuerberaterin in Stuttgart war.
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Während meines Studiums an der Universität Hohenheim plante ich meinen Berufseinstieg. Mir war sehr früh bewusst, dass ich nicht vor der Entscheidung stehen wollte: Kind oder Karriere. Ich wollte einen Lebensentwurf, der mir, neben einer beruflichen Karriere, sowohl eine Familie als auch mein politisches Engagement ermöglichte. Gemeinsam mit zwei Freundinnen besuchte ich damals verschiedene Firmen. Wir sprachen mit Führungskräften der Personalabteilungen über unsere berufliche Zukunft. Eine Personalerin äußerte sich damals sehr offen und meinte, Karriere mit Kind könnten wir in einem Konzern vergessen. Sie riet mir mich selbstständig zu machen. Diesem Rat bin ich gefolgt. Ich fasste den Entschluss, Steuerberaterin zu werden und belegte im Hauptstudium schon entsprechende Fächer in Richtung dieses Ziels.
Was hat Sie motiviert, sich selbstständig zu machen?
Freiheit und Selbstbestimmung sind wichtige Werte in meinem Leben. Das hat sich auch in meinen beruflichen Entscheidungen niedergeschlagen. In der Arbeit als Selbstständige liegt für mich viel Freiheit, aber auch viel Verantwortung. Das bedeutet für mich nach wie vor die größte Motivation.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Nach meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften arbeitete ich fünf Jahre lang als Angestellte in einem Steuerberatungsbüro ins Stuttgart. Nach den vorgeschriebenen drei Jahren Praxiserfahrung, begann ich meine Weiterbildung zur Steuerberaterin und gründete dann wenig später mein eigenes Steuerbüro. Meine politische Arbeit lief parallel dazu – schon während des Studiums begann ich mich politisch zu engagieren. Nach den Angriffen auf Migrant*innen in Rostock-Lichtenhagen und in Mölln Anfang der 90er, beschloss ich selbst aktiv zu werden. Ich trat den Grünen bei und engagierte mich zunächst im Gemeinderat Stuttgart. Seit 2011 bin ich als Abgeordnete in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt. Seit 2016 habe ich das Amt der Präsidentin des Landtags inne.
Privat hatte ich großes Glück, denn mein Mann hat mich sehr unterstützt – sowohl im Steuerbüro, als auch mit der Familienarbeit.
Wie wurden Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt?
Was spezielle Förderungen oder Netzwerke angeht, habe ich damals keine Unterstützung erfahren, sondern war auf mich alleine gestellt. Privat hatte ich großes Glück, denn mein Mann hat mich sehr unterstützt – sowohl im Steuerbüro, als auch mit der Familienarbeit. Wir leben eine Beziehung auf Augenhöhe und teilen Rechte und Pflichten unter uns auf. Auch meine Familie stand auf dem Weg in die Selbstständigkeit hinter mir. Meine Mutter ist in Anatolien mit deutlich weniger Chancen aufgewachsen. Sie bestärkte mich deshalb immer, meine Chancen zu nutzen, mein Potenzial zu entfalten und mich für das stark zu machen, was mir wichtig ist.
Hat Ihnen Ihre akademische Ausbildung bei der Unternehmensgründung geholfen?
Selbstverständlich! Mein Studium versetzte mich in die Lage, die Steuerberaterprüfung abzulegen und vermittelte mir zudem ein grundlegendes Verständnis für wirtschaftliche und gesellschaftliche Verhältnisse. Ein akademisches Studium ist darüber hinaus ja nicht nur „Ausbildung“ für bestimmte Methoden und Kompetenzen, sondern auch „Bildung“. Sprich – meine Art zu denken und auch die Perspektive, mit der ich auf die Welt blicke, wurde unter anderem durch mein Studium geprägt. Um ein Unternehmen zu führen, braucht es nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch einen Blick für Zusammenhänge und die persönliche Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen.
Der Entschluss, sich selbstständig zu machen, erfordert für Frauen mehr Mut, weil es weniger Vorbilder, weniger Selbstverständlichkeit im Umgang gibt.
Hatten Sie den Eindruck bzw. Erfahrungen gemacht, dass der Weg zum eigenen Unternehmen für Frauen schwerer ist als für Männer?
Frauen sind aufgrund ihrer gesellschaftlichen Rolle mit mehreren Herausforderungen konfrontiert, die das Gründen eines Unternehmens erschweren. Beispielsweise verfügen Frauen oft über weniger Kapital als Männer. Genügend Geld und Liquidität sind aber für eine Gründung zentral. Zudem suchen Frauen meistens viel stärker eine Antwort auf die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, weil das in weiblichen Rollenbildern auch heute noch so angelegt ist. Der eigene Berufsweg und die Frage nach einer Mutterschaft werden immer zusammengedacht. Es geht an der Stelle neben strukturellen Hürden auch um emotionale Hürden, die über Sozialisation auf Frauen wirken. Der Entschluss, sich selbstständig zu machen, erfordert für Frauen mehr Mut, weil es weniger Vorbilder, weniger Selbstverständlichkeit im Umgang gibt.
Woran könnte es liegen, dass die Gründungsquote bei Frauen so viel geringer ist als bei Männern?
Ich glaube, dass unsere gesellschaftlichen Strukturen nicht so angelegt sind, dass die inneren und äußeren Hürden, vor der man bei einer Gründung steht, geschlechtsunabhängig sind. Wir sind gesellschaftlich noch nicht an dem Punkt, Sorge- und Familienarbeit wirklich zur Hälfte auf beide Geschlechter aufzuteilen. Frauen entscheiden sich dann oft trotz guter und sehr guter Ausbildung für die Familie. Statistiken belegen deutlich diese sogenannte „Retraditionalisierung“, wenn ein Kind oder Pflegearbeit die Paardynamik verändern. Ein weiterer Punkt ist die fehlende Repräsentanz von Frauen in gesellschaftlichen Macht- und höheren Hierarchiepositionen. So fehlen einerseits Vorbilder, die andere Frauen animieren, und gleichzeitig verändern sich die Strukturen nicht oder nur langsam. Die Unterrepräsentanz von Frauen in der Politik beispielsweise führt dazu, dass die Perspektive der Frauen genau an dem Ort fehlt, wo sie gegen diese festlegenden Strukturen wirksam werden könnte.
Gründen Frauen anders als Männer bzw. gibt es Unterschiede in der Vorgangsweise?
Ich bin überzeugt, viele verschiedene Faktoren wirken auf die Art und Weise, wie jemand ein Unternehmen gründet. Neben der Branche und der angebotenen Dienstleistung oder des angebotenen Produkts, spielt auch der der familiäre Kontext und der Charakter der Gründerin, des Gründers eine Rolle. Das Geschlecht wirkt da noch erleichternd oder erschwerend hinzu. In meinem Steuerbüro erlebe ich Frauen im Hinblick auf das Beantragen des Kreditrahmens in der Tendenz etwas vorsichtiger, etwas risikoscheuer, dafür aber durchdachter als Männer. Frauen setzen weniger alles auf eine Karte. Ihnen stehen oft kleinere Investitionssummen für die Gründung zur Verfügung. Sie wollen sichergehen, dass die Investition auf alle Fälle trägt.
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Die größte Herausforderung lag für mich in den Anfangsjahren nach meiner Gründung. Ich besaß wenig Startkapital und keinen großen finanziellen Puffer. Ich musste aber die hohen Fixkosten begleichen – die Gehälter der Mitarbeitenden oder Kosten für Miete und Softwarelizenz zum Beispiel. Ich arbeitete rund um die Uhr, trotzdem gab es in den ersten Jahren immer wieder finanzielle Engpässe. Mit Durchhaltevermögen und mit der Unterstützung meiner Familie habe ich mich durch diese ersten Jahre gekämpft.
Letztlich erweisen sich oft auch vermeintliche Rückschläge als Teil des Weges beziehungsweise als gute Gelegenheit, um aus Fehlern zu lernen und zu wachsen.
Wenn Sie heute zurückblicken … Was würden Sie anders machen?
Im Grunde stehe ich voll hinter meinem beruflichen Weg und würde auch rückblickend nicht viel anders machen. Letztlich erweisen sich oft auch vermeintliche Rückschläge als Teil des Weges beziehungsweise als gute Gelegenheit, um aus Fehlern zu lernen und zu wachsen. Eine solche Gelegenheit war für mich zum Beispiel die Steuerberaterprüfung. Die Prüfung ist sehr anspruchsvoll, die Durchfallquote sehr hoch. Auch ich bin beim ersten Versuch daran gescheitert. Das war damals ein echtes Drama für mich. Doch dann siegte das Gefühl „Jetzt erst recht“. Ich wollte nicht aufgeben, ich glaubte an meine Stärke. Und – mein Mann und ich änderten die Rollenaufteilung in unserem gemeinsamen Alltag. Er kümmerte sich mehr um unser Kind und den Haushalt, ich verbrachte die Zeit mit Lernen. Mit dem Ergebnis: Ich bestand die Prüfung. Und gleichzeitig lernte ich, wie wichtig es ist, das eigene Leben in die Hand zu nehmen – selbst wenn es „nur“ um die Aufteilung der Arbeiten im Haushalt geht.
Welche Tugenden sind für eine Unternehmensgründung maßgebend?
Wichtig sind vor allen Dingen Mut und Selbstvertrauen. Daneben braucht es Leistungsbereitschaft und eine Portion Ehrgeiz. Auch ein produktiver Umgang mit Rückschlägen ist wichtig. Scheitern gehört zum Leben dazu. Nur wenn wir uns entscheiden, nach einem Rückschlag wieder aufzustehen, dran zu bleiben und aus Fehlern zu lernen, kommen wir wirklich weiter. Es braucht das „Jetzt erst recht“und den Glauben an sich selbst.
Frauen müssen den Perfektionismus ablegen, sich verabschieden von dem Bild der perfekten Hausfrau oder der perfekten Karrierefrau.
Welchen Rat würden Sie Frauen, die sich selbstständig machen wollen, mit auf den Weg geben?
Gerade Frauen sind oft sehr perfektionistisch, wenn es um ihre Arbeit oder die Gestaltung ihrer Lebensentwürfe geht. Um Beruf, Familie und Engagement miteinander zu verbinden, müssen Frauen lernen zu delegieren, abzugeben, loszulassen. Frauen müssen den Perfektionismus ablegen, sich verabschieden von dem Bild der perfekten Hausfrau oder der perfekten Karrierefrau. Das sind sehr oft Rollenbilder, die ein selbstbestimmtes Leben beschränken. Ich rate Frauen heute auch: Traut euch was zu! Nehmt den Chefinnensessel, das Amt, die Position in der ersten Reihe an! Werdet selbst Vorbilder und inspiriert andere Frauen! Auf diese Weise wird die weibliche Perspektive ganz selbstverständlich in alle gesellschaftlichen Bereiche hineinwirken.
Projekt-Team „Entrepreneurin“, Universität Hohenheim, im Interview mit Sandra Ebert Gründerin und Geschäftsführerin von „Zero Bullshit Company“.
Die Gründerin
Name: Sandra Ebert, Gründerin/Geschäftsführerin/PR & Marketing
Abschlüsse: M.Sc. Lebensmitteltechnologie an der Universität Hohenheim, August 2017; Promotion voraussichtlich Mitte/Ende 2021
Selbstständig seit: Februar 2020
Das Unternehmen
Firmenname: ZBS Food UG (haftungsbeschränkt), Charlottenstraße 23, 70182 Stuttgart
Branche: Lebensmittelhersteller
Mitarbeiter: Sandra Ebert, Lisa Berger, Pascal Moll
Homepage: www.retter-kräcker.de
Persönliches Motto
Hinfallen – Aufstehen – Krönchen richten – Weitergehen
Sandra Ebert
Promotionsstudentin der Universität Hohenheim
Zusammen sind wir die Zero Bullshit Company und sagen Lebensmittelverschwendung den Kampf an.
Was ist die Besonderheit eurer Firma?
Wir sind Sandra, Pascal und Lisa aus Stuttgart. Zusammen sind wir die Zero Bullshit Company und sagen Lebensmittelverschwendung den Kampf an. Wie? Wir bringen nährstoffreiche Überbleibsel aus der Lebensmittelproduktion wieder zurück in die menschliche Wertschöpfungskette & überlassen sie so nicht Biogasanlage oder Tierfutter. Deshalb verwenden wir in unserem Retter Kräcker zu über 50 % an nussigem Kürbiskernmehl und Sonnenblumenprotein und eine fruchtige Apfelfaser – alles drei Überbleibsel aus der Herstellung von Pflanzenöl oder Obstsaft.
Was war für euch der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Den Grundstein für die Zero Bullshit Company legte die EIT Food Solutions Master Class 2018 – eine Zusammenarbeit von vier europäischen Universitäten, darunter auch das Fachgebiet für Lebensmittelmaterialwissenschaft (150g) an der Universität Hohenheim. Zwar wussten wir durch unser Studium im Bereich Lebensmitteltechnologie bereits wie man Lebensmittel herstellt, doch erst in diesem Projekt wurden wir dafür sensibilisiert, dass hierbei oftmals Überbleibsel anfallen. Mit dem ersten Prototyp gewannen wir den Innovationspreis und machten so einen wichtigen Schritt für das Unternehmen.
Was hat euch motiviert, sich selbstständig zu machen?
Lebensmittelverschwendung ist in den Medien immer präsenter und viele von uns wissen: Lebensmittel zu verschwenden schadet nicht nur unserem Geldbeutel, sondern auch dem Klima! Wir möchten mit unserem Wissen aktiv dazu beitragen, dass unsere natürlichen Ressourcen effizienter genutzt und zu innovativen Lösungen entwickeln werden.
Wie ist euer beruflicher Werdegang?
Unser Team besteht aus mir (Sandra Ebert), Pascal Moll und Lisa Berger. Nach unserem Bachelor und Masterstudium im Bereich Lebensmitteltechnologie haben wir uns alle für eine Doktorarbeiten entschieden. Gemeinsam promovieren wir am Lehrstuhl für Lebensmittelmaterialwissenschaft (150g) unter Prof. Jochen Weiss mit den Schwerpunkten in alternativen, pflanzlichen und/oder tierischen Proteinen. So kamen wir auch zu dem Innovationsprojekt 2018. Ohne die Unterstützung hätten wir es also nicht bis hierhin geschafft – in diesem Sinne wollen wir noch einmal ein virtuelles Danke aussprechen!
Während des Innovationsprojektes entwickelten wir einen proteinreichen Quark mit einem salzig/deftigem Topping.
Wie seit ihr auf eure Geschäftsidee gestoßen?
Während des Innovationsprojektes entwickelten wir einen proteinreichen Quark mit einem salzig/deftigem Topping. Der Hauptbestandteil dieses Toppings waren Flakes aus Kürbiskernmehl & Apfelfaser. Schon hier haben wir gemerkt, dass diese auch super ‚pur‘ ankommen. Nach dem Innovationspreis haben wir uns dann voll und ganz auf dieses nachhaltige Produkt konzentriert und stehen heute hier mit dem Retter Kräcker – aus Kürbiskernmehl, Sonnenblumenprotein und Apfelfaser.
Wart ihr vor der Unternehmensgründung in einem Angestelltenverhältnis?
Ja, wir alle drei waren und sind immer noch Angestellte der Uni Hohenheim.
Wie wurdet ihr auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt?
Hier können wir vielerlei Antworten geben. Viel Energie nehmen wir aus unserer Community, die aus anderen nachhaltig orientierten Startups und Snackern besteht und uns in den vergangenen Monaten immer angetrieben hat. Wir werden außerdem von tollen Mentoren aus unserem Netzwerk unterstützt, deshalb unser Rat an alle Gründungsinteressierte: Geht nach draußen, pitched eure Idee & vergrößert euer Netzwerk! Aus finanzieller Sicht wollen wir uns bei EIT Food und dem Land Baden-Württemberg bedanken, die uns mit dem Innovationspreis und -gutschein ausgezeichnet haben.
Durch die Promotion konnten wir außerdem viel zum Thema Zeitmanagement und eigenständige Arbeit lernen…
Hat euch eure akademische Ausbildung bei der Unternehmensgründung geholfen?
Natürlich hat uns unser Studium für die Herausforderung Zero Bullshit Company vorbereitet. So konnten wir mit unserem Wissen den ersten Prototyp entwickeln und mit einem Hersteller gemeinsam skalieren, d.h. für die Großproduktion auslegen. Aber auch in der Zukunft halten wir ständig die Augen nach weiteren Überbleibseln aus den uns bekannten Produktionsprozessen auf. Auf Folgeprodukte sind wir also gut vorbereitet. Durch die Promotion konnten wir außerdem viel zum Thema Zeitmanagement und eigenständige Arbeit lernen und möchten uns hier auch ganz herzlich für den erhaltenen Support bedanken.
Hattet ihr den Eindruck bzw. Erfahrungen gemacht, dass der Weg zum eigenen Unternehmen für Frauen schwerer ist als für Männer?
Unserer Sicht nach ist die Start-up Szene eine der offensten und gleichgestelltesten Communities. Zwar gibt es immer noch mehr Gründer als Gründerinnen. Wir sind aber sicher, dass sich dies durch starke Vorbilder wie der Female Company, den Spoontainables oder vielleicht auch uns ändern wird und würden uns wünschen, dass so viele den Mut fassen ihre Ideen umzusetzen und Unternehmerin zu werden.
Woran könnte es liegen, dass die Gründungsquote bei Frauen so viel geringer ist als bei Männern?
An mangelnder Kreativität oder Ideen liegt es auf jeden Fall nicht! Ohne jetzt für die Allgemeinheit zu sprechen denken wir, dass Frauen oftmals etwas verkopfter sind als Männer. Anstatt einfach einmal loszulegen und etwas Neues auszuprobieren wird erst einmal lange Zeit das Pro und Contra aufgewogen. Natürlich gibt es hier auch Ausnahmen – vielleicht passt du deshalb so gut zu uns Pascal? 😉
Tipp hierzu bzw. quote of the day: “I think I think too much!”
Wir durften hier und da pitchen – mal mit Erfolg, mal einfach mit einem großen Erfahrungsgewinn.
Was war eure größte Herausforderung und wie habt ihr diese gemeistert?
Wir können, denke ich, für viele Startups sprechen: Fast jeden Tag kommen neue Herausforderungen auf einen zu. Dies macht das Ganze aber auch sehr spannend. Es ist wahrscheinlich schwer zu gründen, wenn man sich mit stetiger Neuerung und Wandel schwer tut. Uns sind einige Dinge aber besonders im Kopf geblieben: Es gab zwei Namensänderungen, sowohl in der Marke als auch im Namen des Produktes. Unser Verpackungslayout wurde komplett überarbeitet. Wir durften hier und da pitchen – mal mit Erfolg, mal einfach mit einem großen Erfahrungsgewinn. In diesem Sinne freuen wir uns auf die Herausforderungen, die noch kommen. So wird es auch nie langweilig.
Wenn ihr heute zurückblickt … Was würdet ihr anders machen?
Natürlich hat man immer an der ein oder anderen Stelle diesen Gedanken. Aber um es mit den berühmten Worten des LinkedIn Gründers zu sagen – die ihr bestimmt auch schon zu genüge gehört habt: „If you are not embarrassed by the first version of your product you have launched too late.”
Welche Tugenden sind für eine Unternehmensgründung maßgebend?
- Kreativität
- ganz viel Mut
- Extraversion & Kontaktfreudigkeit
- Begeisterungsfähigkeit & ganz viel Frustrationstoleranz… 😉
Welchen Rat würdet ihr Frauen, die sich selbstständig machen wollen, mit auf den Weg geben?
Hier könnte das Zitat eines bekannten Sportprodukteherstellers stehen. Aber ganz im Ernst. Macht es einfach! Es gibt da draußen keinen der einen für einen Misserfolg auslacht und Steine werden dir in der Start-up Szene sicherlich auch keine in den Weg gelegt. Wenn wir eines gelernt haben, dann ist das der herzliche Zusammenhalt und Spirit dieser Leute. Wenn du einmal Fragen hast, dann stell sie und dir wird mindestens eine Person gerne helfen. Und die, die vielleicht doch dumme Sprüche machen, sind vielleicht manchmal einfach nur neidisch, dass sie sich nicht selbst trauen..😉
Was können/sollten Hochschulen tun, um Gründungen noch mehr zu fördern?
Viele Hochschulen bieten bereits Innovationsprojekte an oder bauen Hubs um den Gründergeist zu stärken. Was hier vielleicht noch etwas fehlt ist die Kommunikation und Bekanntgabe nach außen, sodass alle Studierenden davon erfahren und teilhaben können. Vielleicht in einer Online Messe oder Tag der offenen Tür mit ehemaligen Gründern aus dieser oder anderen Hochschulen?
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